Vernetzung

In den Arbeiten von Erich Spindler geht es um den Menschen als Individuum und um die Gesellschaft als Ganzes.  

Waagrechte Linien und Netze fungieren als transformierte Beispiele für „Verbindungen aller Art“.  (Ich meine damit nicht nur soziale Verbindungen, sondern auch chemische, organische und anorganische etc.) Erst die Dichte der Linien bilden die Form und ihren Inhalt d.h. alles Leben und Zusammenleben ist erst durch Verbindungen möglich. 

 

All dem scheint ein Plan zugrunde zu liegen. Ein kosmischer? Gar göttlicher? 

Der Mensch als Individuum, verstrickt und vernetzt im Universum des Seins.  Erich Spindler versteht ihn als winzigen Teil eines weltumspannenden Netzwerkes.

In seinen Bildern tauchen bewegte, miteinander verwobene, menschliche Wesen auf. 

Hier finden Begegnungen, Berührungen und Verknüpfungen statt.

Die anfängliche Suggestion eines umfassenden Sicherheitsnetzes weicht bei näherer Betrachtung einer realitätsbezogenen Erkenntnis. Es entstehen Spannungen im vermeintlich harmonischen Gefüge. Das flächendeckende Netz wird brüchig – bekommt Risse. Verbindungen werden gelockert, Trennungen sichtbar. 

Davon losgelöst finden sich schwebend, figurative Gestalten. Sie erwecken den Eindruck gänzlich ungebunden und frei zu sein. Doch der Schein trügt. Denn spätestens jetzt erblicken wir eine zweite, manchmal auch dritte, tieferliegende Ebene. Einem Auffangnetz gleich, bedecken diese die Bildfläche dahinter. Im Bewusstwerden eines globalen Plans begreifen wir darin unsere allgegenwärtige Verbundenheit, mitunter auch Abhängigkeit: Der Mensch als Einzelwesen ist stets auch wieder Teil eines größeren weltumspannenden Ganzen. Ein Ganzes, das Erich Spindler zusätzlich durch ein über die Bildebene geführtes Band symbolisiert. Mit dem Netz verwoben vermittelt es Ruhe und Beständigkeit. Hier haben wir die Möglichkeit uns wieder zu verankern, Halt zu finden in unserer irdischen, rastlosen und letzten Endes doch nur flüchtigen Existenz.