Thomas Bernhard - der Auf/Reger

Thomas Bernhard, Autor von absurd groteskenRomanen und Theaterstücken über scheiternde Existenzen einer maroden Gesellschaft betritt in meinem Atelier die Bühne. Er zeigt sich als Antreiber, Schlächter, Dompteur oder Marionettenspieler, der die Fäden zieht. Er konfrontiert uns mit sich als Voyeur, Kritiker, Ausbesserer und Einflüsterer. Mit ihm tummeln sich skurrile Figuren, die seine Rollen, seine Botschaften verkörpern. Seine Figuren, sein Konterfei schlüpft in diese Figuren, beseelt diese mit seinem Geist und seinem Wollen und lässt in Selbstherrlichkeit „die Puppen tanzen“.Er reflektiert, argumentiert, kritisiert, zerfetzt, zerfleischt, macht mies und Mut.


Begonnen hat meine Auseinandersetzung und Beschäftigung mit dem Werk und der Person Thomas Bernhards im Oktober 2009 anlässlich eines einmonatigen Arbeitsaufenthaltes im Atelier des Landes Oberösterreich in Gmunden in der Villa Stonborough-Wittgenstein. Hier war auch das Thomas Bernhard-Archiv untergebracht. Die Möglichkeit, in unmittelbarer Nähe im Archiv zu schmökern und die mit Leidenschaft und großer Kenntnis  vorgetragene Einführung durch Dr. Bernhard Judex gaben den Anlass zur bildnerischen Auseinandersetzung.


Ich malte dort, von Fotos inspiriert, Thomas Bernhard in verschiedenen Posen. Nach dem Atelieraufenthalt führte ich meine Arbeit fort und erweiterte das Thema. Ich nahm Kontakt auf mit verschiedenen Fotoautoren und erbat die Genehmigung zur Verwendung und Veränderung ihrer Fotografien. Der gesamte Zyklus umfasst ca. 120 Arbeiten.

Thomas Bernhard betritt die Bühne, agiert selbst, mit und durch!




Die Arbeit „Handpuppe mit Kaktus“ zeigt im Vordergrund eine Handpuppe und einen Kaktus mit einer weißen Blume und im Hintergrund den Jungen Thomas Bernhard. Dazwischen befindet sich ein Netz mit Menschenfiguren und ein Streifen in Rot-Weiß-Rot. Die Handpuppe steht als Symbol für Rollenspiel und der Kaktus mit seinen spitzen Stacheln für Bernhards Spitzen und „Stacheln im kollektiven Fleisch der Nation“. Die weiße unfertige Blume verweist auf Widersprüchlichkeit und Selbstkritik. Eingefangen im Netz sind Figuren, einige in Rot. Sie ärgern sich! Sie sind bei Bernhard schlecht ausgestiegen!